Regionaler Bauerntag Innerschweiz

23.01.2016 in Schüpfheim

"Dankbar vorwärts gehen"

Ich komme um 09.00 Uhr im BBZN an, fühle bereits ein freudiges Kribbeln in der Luft. Aus der Küche wird schon Kafi und Züpfe aufgetischt, die Lobpreis-Band spielt sich ein, das Deko-Team gibt den Tischen den letzten Schliff und man kann überall freudige Begrüssungen beobachten.

Rund 100 Bauern und Freunde der Landwirtschaft haben sich zum Regionalen Bauerntag in Schüpfheim zum Thema «Dankbar vorwärts gehen» getroffen. Ruedi Tschachtli, Prorektor der BBZN, begrüsst uns herzlich und freut sich ab der Vielfalt der Kantonszugehörigkeiten im Bildungszentrum. Er erzählt uns etwas über die 25-jährige Geschichte des BBZN und nimmt dabei Bezug zum Thema.

Dann kommt eine Zeit, in der wir unserem Gott und Schöpfer unsere Dankbarkeit in Liedern ausdrücken können. Noch immer tröpfeln Teilnehmer ein und werden sofort in den Lobpreis mit hineingezogen. Es ist den Bauern anzusehen, dass sie diese persönliche Zeit mit dem Himmlischen Vater geniessen – Dankbarkeit strömt aus ihren Herzen und strahlt auf ihren Gesichtern.  

Anschliessend erzählt uns Alois Zgraggen in eindrücklicher Art und Weise aus seinem Leben. Bereits in der 3. Klasse hat er klar gewusst, was er wollte: Meisterlandwirt werden – jung heiraten – möglichst bald Kinder. Alles schien sich zu erfüllen. Mit 23 Jahren heiratete er und mit 29 Jahren hatte er bereits vier Kinder. Dazwischen jedoch, seine Frau war mit dem zweiten Kind schwanger, verlor er während eines Arbeitsunfalls beide Arme. Er erzählte uns den genauen Unfallhergang und wie er, während er mit seinem Vater auf die REGA wartete noch genug bei Verstand war, seine Frau anzurufen und ihr persönlich zu erzählen, was geschehen sei. Für diese Möglichkeit und die (gefühlsmässige) „Verspätung“ der REGA sei er sehr dankbar. Nach einem Monat Spitalaufenthalt und mehreren Operationen kam er in die Reha, wo ihm Prothesen angepasst wurden. «Ich liebe mein Leben» war der erste mit den Prothesen geschriebene Satz. In der Zwischenzeit haben sie sich auf dem Hof sehr gut eingerichtet. Sie haben auf pflegeleichte Dexter Mutterkühe gewechselt und alle Maschinen und Arbeitsvorgänge so hergerichtet, dass Wisi weitgehend alles selber machen kann. Manch einer hat während des Erzählens eine Träne abgewischt. Aber Wisi hat uns mit seinem unvergleichlichen Humor, seinem grossen Optimismus und mit seiner Freude eines gezeigt: Dass, egal wie das Leben mit einem spielt, es immer wieder einen Grund zur Dankbarkeit und zum Vorwärts gehen gibt. Er ist dankbar für jeden Tag, den er auf Erden erleben darf und die (Natur-)Wunder, die er hier sehen kann. Für ihn ist es das Paradies auf Erden.

Aus der Küche riecht es nicht mehr nach Züpfe, sondern nach Mittagessen. Es musste für diesen Tag kein Küchenteam gesucht werden. Die drei Frauen haben von sich aus angeboten, für alle Teilnehmer zu kochen. Und es ist lecker. Die Mittagszeit vergeht wie im Fluge. Es wird geplaudert, gelacht, ausgetauscht, kennengelernt und die Möglichkeit des hörenden Gebets der Schleife Stiftung wahrgenommen. Gott spricht ermutigend in Leben hinein und zeigt, dass er sich für jeden einzelnen interessiert und ihm seine Situation nicht egal ist.

Nach dem Mittagessen richtet Alois Burger das Wort an uns. Er ist berührt von der Geschichte der Innerschweiz: Vom Bund unserer Ur-Väter untereinander und mit Gott. Bruder Klaus, Seelsorger und geistlicher Berater auch für ausländische Staatsoberhäupter, Niklaus Wolf von Rippertschwand, der die erste Bauerngebetsgruppen ins Leben gerufen hat und mit Gebet Napoleon in die Flucht geschlagen hat – dies alles waren in geistlicher Hinsicht wichtige Männer für die Innerschweiz.

Er ermutigt die Bauern, ihre Höfe wie Leuchttürme scheinen zu lassen und ein Ort des Friedens und der Zuflucht zu sein. Gott soll der Chef über unseren Höfen sein und wir seine treuen Verwalter. Wir sollen immer wieder Gott fragen, was er denkt. Er ermutigt uns auch, die Kraft des gemeinsamen Gebetes zu entdecken, so wie Niklaus Wolf seinerzeit, und Gott gemeinsam gross zu machen.

In kleinen Gruppen dürfen wir nochmals den Tag revue passieren lassen, persönliche Anliegen vorbringen und Segen empfangen.

Einige nutzen noch das Angebot, am Schluss bei einem feinen Stück Kuchen hocken zu bleiben und weiter auszu­tauschen.

Herzlichen Dank an die Organisatoren und all die Helfer im Hinter- und Vordergrund für diesen Tag. Ich fühlte Gottes Gegenwart in jedem Augenblick und ich glaube, ich bin nicht die einzige, die auftanken konnte und erfüllt mit Dankbarkeit den Heimweg angetreten hat.

Karin Schnellmann